Kassensturz: Berlin.

Wieso vier Tage und Nächte in Berlin 195,91 Euro kosten.

„Sagt die Frau mit einem Blog über sparsames Reisen“, antwortete meine Freundin, als ich ihr von dem Schnäppchen-Wahn meiner Großmutter erzählte. Recht hat sie, dachte ich. Aber bei mir ist das anders. Natürlich, bei einem selbst macht immer alles mehr Sinn, als bei den Anderen. Ich drehte immer hin nicht jeden Cent um – im Gegensatz zu meiner Großmutter -, ich machte nur gerne viel Urlaub für möglichst wenig Geld.

So hab ich es auch schon mal geschafft, aus einem Vier-Tage-Urlaub in Berlin mit einem Plus rauszukommen. Aber das ist eine andere Geschichte. Diesmal kosteten mich meine vier Tage und Nächte in Berlin 195,91 Euro. Inklusive Fahrt von und zurück nach Münster mit dem ICE, einer Bootstour über die Spree, Frühstück im Wiener Café und Museumsbesuch am Check Point Charlie. Wie? So:

Vorbereitungen

Meine Reisedaten wurde von der Deutschen Bahn bestimmt. Ein enormer Vorteil, wenn man flexibel ist. Ich fand ein Ticket von Münster über Hamm nach Berlin, mit dem ICE, in dreieinhalb Stunden, am Mittwoch Abend – für 14,25 Euro (mit BahnCard 25). Das war so unschlagbar, dass ich zugriff. Auch wenn ich mit meiner Freundin erst für Freitag in Berlin verabredet war.

Glücklicherweise war ein Bekannter gerade nach Berlin gezogen, und bot mir auf Nachfrage eine Übernachtungsmöglichkeit an. Umsonst, natürlich.

Mittwoch, Tag 1.

Mittwoch Nachmittag deckte ich mich am Hauptbahnhof Münster noch schnell mit Proviant für die Zugfahrt ein: Belegte Brötchen, Wasser, Apfel, Fisherment’s. Für 4,94 Euro. Die klimatisierte Zugfahrt  verging recht schnell, dank Spotify und dem Roman „Cry Baby“. Mein Kollege holte mich um 20:12 am Hauptbahnhof ab und wir liefen zu seiner Wohnung in der Nähe. Den Abend verbrachten wir plaudernd mit einer Flasche Wein auf dem Balkon.

Donnerstag, Tag 2.

Den nächsten Tag war ich auf mich alleine gestellt. Mein Bekannter musste arbeiten. Ich frühstückte noch bei ihm Zuhause mein Müsli, dass ich mir mitgebracht hatte. Dann spazierte durch Berlin, vom Regierungsviertel bis zum Alex. Dort holte ich mir einen halben Liter frisch gepressten Orangensaft für 2 Euro und ging mittags in gemütlich Essen. ‚Creasian‘ hieß der Laden und hatte wohl das beste Essen, dass ich jemals gegessen habe. Shaolin BBQ und ein Mango-Smoothie. Kosten: 16 Euro. Zu mehr war ich an dem Tag auch erstmal nicht in der Lage – Es waren schließlich 38 Grad. Kaum auszuhalten.

Ich lief zurück zur Wohnung meine Bekannten, nahm ein kühles Bad und schlief bis zum Abend. Dann zog ich mich um und nahm den Bus zur Kulturbrauerei. Dort fand eine Salsa-und-Kizomba-Party statt: Fünf Euro Eintritt, inklusive drei Euro Verzehrgutschein, welchen ich gegen ein Beck’s eintauschte.Eine schlechte Entscheidung: Plötzlich ging es mir furchtbar. Mir war übel, ich konnte kaum noch stehen. Ich nahm den nächsten Bus zurück: Ein Einzelfahrschein kostet in Berlin 2,70 Euro, und mit dem darf man zwei Stunden in die selbe Richtung fahren. Egal, wie oft man umsteigt. Damit kam ich fast bis vor „meine“ Haustür. Fast, denn ich hielt genau genommen vor der Eingangstour eines Döner-Ladens und plötzlich wusste ich auch, warum mir schlecht war: Ich hatte Hunger. Denn seit dem Mittagessen um 13 Uhr hatte ich nichts gegessen – und es war fast Mitternacht. Ein günstigeres Fastfood gibt es in Berlin übrigens kaum: 2,50 Euro für einen Döner. Da rebelliert höchstens die Moral, aber nicht das Portemonnaie.

Freitag, Tag 3. 

Die nächsten beiden Tage kaufte ich mir ein Tagesticket: 6,90 Euro für den Bereich Berlin A und B. Damit kommt man bis nach Brandenburg, und das reichte mir. Dafür musste man keinen einzigen Gedanken an Transportkosten mehr verschwenden und nach der dritten Fahrt hatte man die Kosten schon raus. Der Vorteil: Ich setzte mich einfach in den Bus und fuhr durch die Gegend. Klimatisiertes Sightseeing, quasi kostenlos. An den interessantesten Stellen stieg ich aus und sah mich um. In diesem Falle war es der Checkpoint Charlie. Ich ging zu Starbuck’s, holte mir einen Kaffee für 2,10 Euro und sah mir das treiben an. Bis ich beschloss, das Museum am Checkpoint Charlie zu besuchen. Ich hatte ohnehin noch Zeit, bis ich mich mit meiner Freundin treffen sollte, und irgendwo für musste das Geschichtsstudium auch mal gut sein. Eintritt für Studenten: 9,50 Euro. Das fand ich fast schon unverschämt, aber ich machte es trotzdem. Auch, wenn ich es in einem Museum nie schaffe, mir alles durchzulesen – einen gewissen Eindruck bekommt man doch. Nach einer Stunden war mein Kopf überladen mit Geschichten von Menschen, die aus der DDR geflüchtet waren – oder es zumindest versucht hatten. Ich schlenderte noch eine Weile die durch die Gegend, aß noch einen Döner (Ja, ich weiß, aber die gibt es dort einfach an jeder Ecke) für drei Euro und fuhr dann, thematisch passend, zum Denkmal der Berliner Mauer. Dort legte ich mich in den Schatten und las mein Buch, bis es Zeit war nach Lichterfelde zu fahren, wo meine Freundin wohnt.

Unser Plan für den Abend stand schnell fest: Ab nach Berlin, was Essen – es wurde ein Sub-Menü für 5,80 Euro – und sich mit einem Bier vom „Späti“ – es wurde ein Mischbier, ein Cider  und später noch eine Limo (Wostock) für 6,17 Euro – an die Spree setzen. Vor dem Theater am Bode-Museum war Swing-Abend und wir guckten den Leuten beim Tanzen zu, fuhren nachher noch zum Victoria Park und machten und gegen Mitternacht auf den Weg nach Hause.

Samstag, Tag 4. 

Am nächsten Morgen lud mich meine Freundin zum Frühstück in den Gorki Park ein – und wenn ich jemandem in Berlin nur eine Sache empfehlen dürfte, dann wäre es der Gorki Park. Das war kein Park, sondern ein Restaurant. Mit russischer Küche. Ein Traum!

Mit vollem Magen entschieden wir uns für eine zweieinhalbstündige Bootsfahrt über die Spree. Das war mit 22 Euro nicht ganz günstig, aber bei 38 Grad schon ziemlich geil – denn dabei mussten wir uns nicht bewegen. Wir hatten uns vorher noch jeder einen Liter Wasser (1,40 Euro) im Späti gekauft, und ich mir nachher noch eine Cola (2,90 Euro) auf dem Boot. Wir fuhren von der alten Börse bis zum Ost-Hafen, und von dort zurück bis zum Tierpark und zurück zur alten Börse. Danach hatte ich tatsächlich das Gefühl, mal was von Berlin gesehen zu haben. Zum Beispiel die älteste Kirche Berlins: Die Nikolai-Kirche, zu der wir danach noch hinschlenderten und die vermutlichen kleinsten Cupcakes ever gegessen haben.

Direkt hinter der Kirche befand sich das Tiger-Törtchen, ein Café mit Mini-Cupcackes für 1,30 Euro. Wir aßen jeder zwei („Die sind ja so klein, da ist ja nichts dran.“) und tranken einen Kaffee. Kosten: 5,30 Euro. Danach wollten wir uns mit Bekannten in Steglitz treffen, wo ich in meinen Magen noch einen Gemüse-Döner (3 Euro) reinschieben musste. Der war wir ein normaler Döner, nur mit zusätzlichen Kartoffelchips und Aubergine und sonstigem gebratenem Gemüse. Zumindest theoretisch, an diesem Tag hatte er nur noch die Kartoffelscheiben. War trotzdem köstlich.

Wir ließen den Tag im Kiwi Pub ausklingen. Der Besitzer, John, war Neuseeländer und eventuell sein bester Kunde. Freudig schenkte er mir einen halben Liter Cooper’s Cider (3,80 Euro) ein – und später noch einen. Wir quatschten bis kurz vor Mitternacht und nahmen dann den Bus zurück nach Lichtenfelde, wo ich auf der Couch meiner Freundin ein wenig angetrunken ziemlich zügig einschlief.

Sonntag, Tag 5. 

Am Sonntag war der Tag der Abreise. Mein Zug kam um 13:46 Uhr. Natürlich mit Verspätung. Der ICE von Berlin über Hamm und dort nach Münster, in dreieinhalb Stunden, für 38,25 Euro. Mit meiner BahnCard 25. Nicht so günstig, wie die Hinfahrt, aber auch nicht gerade teuer. Vorher gingen wir noch in Steglitz in einem Wiener Café frühstücken (17 Euro). Brötchen mit Rührei und Bratkartoffeln. Ich konnte schon nach der Hälfte nicht mehr – und packte mir den Rest für die Fahrt ein. Danach brachte mich meine Freundin zum Bahnhof. Nicht, ohne mir Dunkin Donuts noch schnell zu besuchen. Aber ich lehnte ab – ich war zu satt. Mit nur fünf Minuten Verspätung kam mein Zug an und wir verabschiedeten uns. Ich fand einen nicht-reservierten Sitzplatz neben einem netten Mädchen und für im klimatisierten ICE nach Hause.

Fazit

Berlin sehen und erleben muss nicht viel kosten. Vier Tage und vier Nächte Berlin für 195,91 Euro ist durchaus möglich. Zumindest, wenn die Ansprüche nicht zu exklusiv und die Urlaubsplanung flexibel ist – und der Rücken mit vier Übernachtungen auf der Couch zurecht kommt. 😉

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